Die drei heutigen Glocken unserer Pfarrkirche Mater Dolorosa sind wie die ursprünglichen Glocken von 1912 aus Bronze gegossen. Sie sind der Mater Dolorosa, der Maria Magdalena und dem Evangelisten Johannes geweiht. Wie auch die ersten Bronzeglocken von 1912 und die zweiten Stahlglocken von 1922 sind sie in Anfangstönen des gregorianischen Te Deums gestimmt (e - g - a) 1):
Für die Umschriften auf den Glocken wurden drei Bibelstellen gewählt:
Die ersten drei Glocken der Kirche waren von der Glockengießerei Gebrüder Ulrich in Apolda (Thüringen) aus Bronze gegossen und wurden bereits vor der Konsekration der Kirche am 1. September 1912 geweiht und später in den Kirchturm eingebaut. Nach Ohrenzeugenberichten war die klangliche Qualität dieser Glocken allerdings nicht ganz einwandfrei. Um die Kosten, die am Ende 10000 Mark betrugen, so gering wie möglich zu halten, musste bei der Anfertigung der Glocken gespart werden.
Nachdem im Ersten Weltkrieg zwei Glocken der Kirche für Kriegszwecke aus dem Turm entfernt werden mussten, konnten die zweiten Glocken am 3. September 1922 geweiht werden. Diese Glocken wurden von der Kooperationsunternehmen Ulrich & Weule in Bockenem in Niedersachsen zum einem Preis von 114000 Mark geliefert und wurden aus Stahl gegossen. Die damals noch vorhandene Bronzeglocke wurde zum Preis von 60000 Mark an die Dominikanerkirche St. Paulus in Berlin-Moabit abgegeben. Die Kosten für die Glocken wurden durch Verkauf der alten Bronzeglocke, durch Sammlungen in der Gemeinde und einen Glockenbasar im Pfarrhaus, der am 8. Oktober 1922 stattfand, gedeckt.
Pfarrer Franz Nafe ließ auch verschiedene Karten für die Werbung von Spendengeldern drucken. Darauf befanden sich Werbesprüche wie zum Beispiel:
„Es wird die Glocke noch in fernsten Tagen
der Stifter Namen auf zum Himmel tragen.”
oder
„Schulden drücken
Pfarrers Rücken!
Habt Erbarmen,
helft dem Armen!”
Der Glockenturm wurde im Zweiten Weltkrieg am Morgen des 24. August 1943 nach dem Bombenangriff zwar schwer beschädigt, jedoch behielten die Glocken noch ihren festen Halt im Turm. Kurz nach dem Krieg erklang für die vielen Verstorbenen oft die Totenglocke, obwohl in der Pfarrkirche keine Gottesdienste mehr abgehalten werden konnten. Der damalige Küster Adolf Franz musste bei allen Messfeiern, die bis zum Frühjahr 1950 in der Sakristei und danach in der neu errichteten Querschiffkirche stattfanden, bei Wind und Wetter auf den helmlosen Turm steigen, um die Glocken von Hand zu läuten.
Im Juni 1951 wurde der baufällige Kirchturm baupolizeilich gesperrt, und die Glocken durften nicht mehr geläutet werden. Am 16. Juni 1955 feierte Pfarrer Werner Heltemes das Richtfest für die Wiederaufbau des Turmes. Am 28. Oktober 1958, dem Tag der Wahl des neuen Papstes Johannes XXIII., wurde um 12 Uhr und um 18 Uhr ein feierliches Glockengeläut gehalten. Die größte Glocke hatte allerdings mit der Zeit bedenkliche Risse bekommen und durfte 1962 nicht weiter geläutet werden. Die zweitgrößte Glocke war ebenfalls schon so beschädigt, dass abzusehen war, dass diese nicht mehr lange verwendet werden konnte. Für die Erneuerung der Glocken musste somit mehr Geld als ursprünglich geplant aufgewendet werden. Zum 50. Kirchweihfest wurde zu Spenden für die Erneuerung des Geläutes aufgerufen. Unsere Muttergemeinde Heilige Familie in Lichterfelde stellte uns für diesen Zweck 5000 Deutsche Mark als Grundstock zur Verfügung.
Ende April 1963 hatte Pfarrer Werner Heltemes bereits 10000 Deutsche Mark und Ende Oktober 1963 knapp 16000 Deutsche Mark für die erforderlichen beiden neuen Glocken zusammen. Die Spenden kamen nicht nur aus der eigenen Gemeinde und reichten wegen der Großzügigkeit der Spender sogar für Glocken aus Bronze anstatt nur aus Stahl.
Die drei neuen Bronzeglocken kosteten am Ende 18000 Deutsche Mark und wurden bei der Glockengießerei Rudolf Perner in Passau in Auftrag gegeben und am 11. Oktober 1963 gegossen.
Am 1. Dezember 1963, dem ersten Adventssonntag, konnten endlich zum dritten Mal neue Glocken für die Pfarrkirche durch Domkapitular Monsignore Raymund Greve geweiht werden.
Die nach der Weihe noch kurze Zeit vor der Kirche aufgestellten Glocken waren ein Anziehungspunkt nicht nur für Schulkinder, die teilweise sogar Schulaufsätze über die Glocken verfassten. Der während der ersten Adventswoche erfolgte Einbau der Glocken kostete weitere gut 1000 Deutsche Mark. Am Samstag, den 7. Dezember 1963 um 18 Uhr, dem 21. Todestag und in der Todesstunde des ersten Pfarrers der Gemeinde, Franz Nafe, erklangen die Glocken zum ersten Mal - und so klingen sie noch heute.
Während der Wandlung kann ein Ministrant am Ambo ein elektrisches Signal auslösen, das in den Glockenturm übertragen wird. Dort wird dann die Glocke Maria Magdalene (Tonhöhe g) von außen angeschlagen:
Die kleine Glocke Johannes auf dem Ton a hängt über der mittleren Glocke Maria Magdalena auf dem Ton g. Neben dieser befindet sich die große Glocke Mater Dolorosa auf dem Ton e.
So werden die Gläubigen eine Viertelstunde vor Beginn des Gottesdienstes mit allen drei Glocken zur Kirche zusammengerufen: