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Besuch von Bischof Emiliano Cisneros aus Chachapoyas zum Jubiläumsjahr von Mater Dolorosa 2012

Von Ursula Storck

Die Fastenzeit, seit alters her eine Zeit der Besinnung und Einkehr, wurde in diesem unserem Jubiläumsjahr gleich zweimal von freudigen Anlässen unterbrochen, die die Gemeinde zu fröhlichem Feiern zusammenkommen ließen: am 4. und 5. März weilte Bischof Emiliano Cisneros aus Chachapoyas, begleitet von wichtigen Mitarbeitern und einer Delegation aus Dunningen in Mater Dolorosa und am Samstag vor dem Palmsonntag, am 31. März, kam unser Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki in die Vorabendmesse, um Pfarrer Michael Schlede die Urkunde zu seiner Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten zu überreichen. Beide Ereignisse hängen eng miteinander zusammen.

Pfarrer Schlede war erst drei Jahre Pfarrer von Mater Dolorosa, als er sich um eine Partnerschaft mit der Kirche in Lateinamerika bemühte. Die Wahl fiel schließlich auf das Bistum Chachapoyas in Peru.

Chachapoyas liegt 2000 Meter hoch in einer außerordentlich unwegsamen Andenregion, die noch dazu latent durch Erdbeben gefährdet ist. Es gibt kaum Straßen. Die Wege verwandeln sich bei Regen in unwegsame Schlammpisten. Ohne Geländewagen geht hier nichts. Manche Dörfer sind freilich nur mit Mauleseln zu erreichen.

Die Situation der Menschen in dieser kargen Andenregion wird von vielen Mängeln und von für uns unvorstellbarer Armut bestimmt. Mit konsequenter Hygiene könnte man schon viele schwerwiegende gesundheitliche Probleme vermeiden – aber zunächst muss man die Regeln sowohl kennen als auch gewissenhaft befolgen. Sauberes Trinkwasser ist dazu eine wichtige Voraussetzung, aber dort oft nur mühsam zu beschaffen.

Durch den Anbau geeigneter Feldfrüchte lässt sich die Versorgung mit Lebensmitteln verbessern, der Speisezettel bereichern und so Mangelernährung vorbeugen – wenn man weiß, welche Gemüsesorten das raue Klima vertragen.

Alte und pflegebedürftige Menschen betreuen die Indios selbstverständlich in der Familie. Was aber geschieht mit den Menschen, die keine Familie mehr haben, die sie pflegen kann? Wer kümmert sich um Waisen? Die Bischöfe von Chachapoyas haben viele Sorgen um die ihnen anvertrauten Menschen, die oft genug kaum lesen und schreiben können.

1979 wurde die Partnerschaft zwischen dem Bistum Chachapoyas und der Gemeinde Mater Dolorosa durch Pfarrer Schlede begründet, um die dringend nötige Hilfe zu leisten, stets in Zusammenarbeit mit dem bischöflichen Hilfswerk „Adveniat“.

Bischof Emiliano und Pfarrer Schlede im Asilo von Chachapoyas

Pfarrer Schlede und unsere ehemalige Gemeindereferentin Gertrud Schulz sind mehrmals nach Peru gereist, zuletzt 2008, begleitet von Angela Truskawa und Michael Rebholz aus Dunningen, um sich ein Bild zu machen, welche Hilfen konkret nötig sind, um die bedrückende Situation der Menschen grundlegend zu verbessern. Dabei galt und gilt noch immer das Prinzip: keine Almosen zu verteilen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und die Ressourcen der Menschen vor Ort zu entwickeln! Das wiederum stärkt ihr Selbstbewusstsein und bringt Vertrauen in die eigenen Kräfte, wenn alle zusammenarbeiten, um ihre Situation nachhaltig zu verbessern.

Um die nötigen finanziellen Mittel zu erwirtschaften, wurde zum Beispiel einmal jährlich im Advent der Basar im Gemeindehaus von Mater Dolorosa ins Leben gerufen, neben Kollekten zu verschiedenen Anlässen und größeren Spenden eine nicht zu unterschätzende Geldquelle.

In den mehr als 30 Jahren der Partnerschaft konnte eine Menge erreicht werden. Das Wichtigste waren die immensen gesundheitlichen Probleme. Der Arzt Heribert Weinrich leistete einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Gesundheitswesens, die Sozialabgaben für die Zeit seines Aufenthaltes in Peru trug die Gemeinde Mater Dolorosa. So banale Dinge wie der Bau von Latrinen verminderten bereits das Infektionsrisiko. Ein Gesundheitsdienst wurde aufgebaut mit Multiplikatoren, die ihre erworbenen Kenntnisse an andere Menschen weitergeben. Der Anbau von robusten einheimischen Gemüsesorten wurde vorangetrieben, um Unterernährung und Mangelkrankheiten vorzubeugen. Es wurde unter großen Mühen eine Trinkwasserleitung gebaut, die zwei Dörfer mit frischem Wasser versorgt.

Ein bescheidenes Heim für alte Menschen, das Asilo, wurde gebaut, betreut von mexikanischen Ordensschwestern. Ein Priesterseminar wurde gegründet, um einheimische Priester auszubilden. Zu ihnen gehört Pfarrer Robert Zumaeta, der aus einem entlegenen kleinen Pueblo stammt und für ein Jahr vom Bischof nach Rom geschickt wurde, um dort Kirchenrecht zu studieren.

In Mater Dolorosa waren in der Folgezeit etliche Bischöfe zu Gast, um die freundschaftlichen Kontakte zu pflegen: 1981 und 1984 kam Bischof Antonio Hornedo, 1999 Bischof José Ignacio nach Mater Dolorosa. Im März 2003 war sein Nachfolger, Bischof Emiliano Cisneros aus Chachapoyas zum ersten Mal bei uns.

Und nun, neun Jahre später, hatten wir die Freude, Bischof Emiliano für ein kurzes Wochenende in Mater Dolorosa zu begrüßen, ausdrücklich aus Anlass des Jubiläumsjahres. Diesmal hatte sich eine ganze Delegation aus Chachapoyas auf den weiten Weg nach Europa gemacht: Menschen, die schon eine Menge in dieser armen Region bewegt haben und ihre Probleme von Grund auf kennen.

Begleitet wurde sie von einer Gruppe aus Dunningen im Schwarzwald, unter anderem von Michael Rebholz, der mehrere Jahre in verschiedenen Bereichen in Chachapoyas tätig war und seit sieben Jahren wieder in Deutschland lebt, und Dagmar Braun, der Vorsitzenden des Missionsausschusses. Dunningen hat zur Unterstützung von Chachapoyas die „Alianza e.V.“ aufgebaut: eine Gemeinschaft der Orte Seedorf, Lackendorf und Dunningen. Dunningen entsendet regelmäßig junge Leute als Entwicklungshelfer nach Peru. Die Dunninger brachten ihre Instrumente mit und bereicherten die Gottesdienste mit fröhlicher Musik. Die erste Station der Peruaner war Dunningen, wo sie mit einheimischen Maultaschen bewirtet wurden. So wurde der Weg nach Berlin ein wenig verkürzt.

Für Samstag, den 4. März 2012, hatte der Pfarrgemeinderat ein festliches Buffet im Clubraum für die Gäste vorbereitet, am Sonntag, dem 5. März, fand die Begegnung im größeren Rahmen eines Gemeindefrühstücks statt.

Die Dunninger sprachen alle spanisch und halfen so uns Berlinern, die Sprachbarriere zu überwinden. Im Notfall reichen zwar Hände und Füße zum Reden – für differenzierte Dinge ist ein Dolmetscher nützlicher.

Bischof Emiliano und Schwester Emilia betrachteten interessiert die Fotos vom Basar und Schwester Emilia versprach, am ersten Advent für seinen guten Erfolg zu beten. Sie freuten sich, einige Gesichter auf den Bildern wiederzuerkennen und nun eine bessere Vorstellung von diesem in der Gemeinde so wichtigen und arbeitsreichen Ereignis zu haben.

Seine Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten hat Bischof Emiliano in Rom für Pfarrer Schlede beantragt. Er ist von Herzen dankbar, dass die Gemeinde mit ihrem Pfarrer hilft, seine vielen drückenden Nöte zu lindern. Als Gastgeschenk brachte er der Gemeinde eine kostbare Keramikschale mit. In Chachapoyas wurde 2011 sogar eine Gedenktafel für Pfarrer Schlede und Mater Dolorosa angebracht und Pfarrer Schlede wurde sogar mit einem Orden geehrt.

Mitglieder der Delegation vom 4. und 5. März 2012

  • Diogenes Zavaleta ist der Bürgermeister von Chachapoyas, kennt die Probleme der Gegend und freut sich über die Hilfe aus Deutschland.
  • Schwester Emilia Sanchezledo: Die Ordensschwester stammt aus Spanien, leitet das bischöfliche Schulamt in Chachapoyas, ist Oberin ihrer Schwesterngemeinschaft in Santo Tomas, zudem leitet sie die Gemeinde in Santo Tomas und die dazugehörigen Pfarreien.
  • Jorge Herrera, der Caritasdirektor.
  • Pfarrer Robert Zumaeta ist ein junger Priester, der aus dem von Mater Dolorosa geförderten Priesterseminar von Chachapoyas hervorgegangen ist und es zwei Jahre geleitet hat. Bischof Emiliano hat ihn nach Rom geschickt wo er nun ein Jahr Kirchenrecht studiert.
  • Willian Puerta Vasques ist Sozialarbeiter. Seit fünf Jahren lebt er in Deutschland. Hier hat er zunächst einen Sprachkurs absolviert und danach sein Sozialpädagogik-Studium letztes Jahr erfolgreich abgeschlossen. Er ist ein ausgesprochenes Musiktalent. In Chachapoyas war er Lehrer an einer Grundschule in einem weit abgelegenen Dorf.
  • Michael Rebholz hat über die Alianza e.V. zehn Jahre in Chachapoyas in verschiedenen Aufgabengebieten mitgearbeitet. Er ist ein brillanter Übersetzer. Seit sieben Jahren ist er wieder zurück in Dunningen. Er ist hier eine sehr wichtige Stütze in unserer Partnerschaft.

Die Peruaner waren zuvor schon in Dunningen im Schwarzwald zu Gast.

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