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Eduard Bernoth

Der Gewerkschafter und CDU-Politiker Eduard Bernoth ist in unserem Pastoralen Raum nicht vergessen, besonders nicht in der Gemeinde St. Alfons, in deren Mitte er gelebt und gewirkt hat. In der Beyrodtstraße wohnend, erlebte Bernoth die Errichtung des Redemptoristen-Klosters St. Alfons im Jahr 1932 und beteiligte sich mit großem Engagement am Aufbau der St. Alfons-Gemeinde. Er war Mitbegründer und großer Förderer der Kolping-Gemeinde Marienfelde, weswegen ihm der Ehrentitel Vizepräses verliehen worden war. In der Zeit der Nationalsozialisten bestärkte er seine Kolpingbrüder, auch entgegen den behördlichen Anordnungen das Kolpingbanner bei der Fronleichnamsprozession selbstbewusst durch die Straßen zu tragen. Viele Jahre hindurch war Bernoth Mitglied im Kirchenvorstand. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Schwestern des benachbarten Klosters Vom Guten Hirten kaum noch der Versorgung, Beherbergung und Verpflegung der über die Bundesstraße 101 nach Berlin strömenden Flüchtlinge nachkommen konnten, erkannte Bernoth deren Not. Er lenkte durch seinen politischen Einfluss die Errichtung des dringend erforderlichen Notaufnahmelagers in Marienfelde.

Eduard Bernoth wurde 1892 in Hochdünen in Ostpreußen in eine katholische Landarbeiterfamilie hineingeboren. Nach seiner Schulzeit in Gelsenkirchen begann er mit nur 14 Jahren als Hilfsarbeiter in der Druckerei der zentrumsparteinahen Buerschen Zeitung. Der talentierte und begabte Junge wurde schnell gefördert, verfasste bald auch eigene Artikel und konnte mit einem Stipendium das Druckerhandwerk erlernen. Mit 18 Jahren wurde er Mitglied der Kolpingfamilie.

1913 begann er als Maschinensetzer beim Westfälischen Volksblatt in Paderborn, trat der Zentrumspartei bei und wurde Mitglied im Gutenberg-Bund, der sich dem Verband christlicher Gewerkschaften angeschlossen hatte. Bereits im darauffolgenden Jahr 1914 wurde Bernoth zum stellvertretenden Delegierten für das Ortskartell der christlichen Gewerkschaften Paderborns gewählt, bevor er zum Kriegsdienst eingezogen wurde.

Er nahm an den Schlachten um Arras sowie um Verdun teil und übte beim deutschen Asien-Korps in Damaskus schließlich wieder seinen Setzerberuf bei der Armeezeitung aus.

Nach dem Krieg begann er hauptamtlich als Schriftleiter im Gutenberg-Bund und ging schließlich nach Berlin. Während der Weimarer Republik war er Delegierter auf allen Kongressen des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands. Auch als Zentrumspolitiker hatte er bald wichtige Ämter inne: Um 1920 erfolgte die Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Zentrumspartei und zum Bezirksverordneten in Tempelhof.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Bernoth in seiner Funktion als Stadtrat 1933 kaltgestellt und 1935 entlassen und arbeitete nach zweijähriger Arbeitslosigkeit bis Kriegsende als Angestellter bei der Reichsstelle für Mineralöl. In dieser Zeit pflegte er enge Kontakte zu einem christlichen Widerstandskreis um den ehemaligen Gewerkschafter und Zentrumspolitiker Jakob Kaiser.

Nach Kriegsende wirkte Bernoth engagiert beim Aufbau der CDU und der Industriegewerkschaft Druck und Papier mit, in deren Vorstand er später lange tätig war. Als Redakteur arbeitete er bei verschiedenen Zeitungen.

Stationen seiner politischen Laufbahn als CDU-Politiker waren 1946 die Wahl zum Bezirksverordneten in Tempelhof und ab 1951 die hauptamtliche Tätigkeit als Bezirksstadtrat der CDU für das Gesundheitswesen. Desweiteren wirkte er im Vorstand der Landesversicherungsanstalt Berlin. Anfang 1957 berief ihn der Regierende Bürgermeister Willy Brandt zum Senator für Arbeit und Soziales.

Bernoth war Vorsitzender des Katholiken-Ausschusses West-Berlin und engagierte sich in der Berliner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. 1963 wurde ihm vom Berliner Senat die Würde eines Stadtältesten verliehen. Als er 1972 starb, erhielt Bernoth ein Ehrengrab auf dem Friedhof der Sankt-Matthias-Gemeinde in Tempelhof. Nach ihm ist die Seniorenfreizeitstätte Eduard Bernoth in der Marienfelder Allee 104 benannt.


Annelen Hölzner-Bautsch, 2017

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