Friedhofsbesucher nehmen heute kaum noch wahr, dass es sich bei dem Friedhofsareal an der Malteserstraße eigentlich um zwei verschiedene Friedhöfe handelt. Innerhalb der Friedhofsmauern führen die Wege mit dem schönen alten Baumbestand und riesigen Rhododendron-Hecken von einem Teil in den anderen, ohne dass man es bemerkt.
Nur die beiden Eingänge an der Malteserstraße weisen mit ihren Eingangstafeln noch darauf hin.
Bei Beerdigungen betreten die Trauergäste den Friedhof ohnehin durch das monumentale Eingangstor des Luther-Friedhofs, denn in der dahinterliegenden Friedhofskapelle finden auch die Trauerfeiern bei Beerdigungen auf dem Kreuz-Friedhof statt. Seit den 1950er Jahren gab es die gemeinsame Friedhofsverwaltung der Gemeinden Paul-Schneider, Dreifaltigkeit und Luther, der heutigen Friedhofskommission der evangelischen Kirchengemeinden Lankwitz und Luther.
Im Jahr 1900 kaufte die evangelische Schöneberger Luther-Gemeinde von der politischen Gemeinde Lankwitz das 3,7 Hektar große Areal an der früheren Marienfelder Straße und heutigen Malteserstraße, um dort einen großen Begräbnisplatz weit vor den Toren der Stadt Berlin einrichten zu können – so wie es damals häufig üblich war.
Das inzwischen unter Denkmalschutz stehende Ensemble von Eingangstor, Friedhofskapelle, Verwaltungsgebäude und Einfriedung sind 1902 im neugotischen Stil aus rotem Backstein errichtet worden. Der Lankwitzer Paul Hiller beschreibt 1926 in seiner Chronik Lankwitz, wie „früher an Sonn- und Festtagen die Berliner in Scharen an der Marienfelder Straße entlang pilgerten, um ihre verstorbenen Angehörigen aufzusuchen.“
Auf dem Friedhof erinnert ein zentral gelegener Gedenkstein an Louise Nordmann, besser bekannt unter dem Namen Harfenjule, die als fast blinde Straßenmusikantin im 19. Jahrhundert in den Hinterhöfen Berlins auftrat und der Heinrich Zille in seinen Zeichnungen ein Denkmal gesetzt hat. Ein weiterer Gedenkstein ist den Toten der beiden Weltkriege gewidmet.
Vor einigen Jahren wurde nördlich der Kapelle unter freiem Himmel ein Kolumbarienfeld für die Aufbewahrung von Urnen eingerichtet.
Die sich südlich an den Luther-Friedhof anschließende 24 Hektar große Fläche des Kreuz-Friedhofs wurde 1930 von der evangelischen Kirchengemeinde Lankwitz als zusätzlicher Begräbnisplatz erworben. Auf dem Friedhof liegen auch der Stadtentwickler des Thüringer Viertels (nach den Straßennamen des angrenzenden Lankwitzer Gebiets so benannt), Hermann Marchand, begraben. Er starb in den letzten Tagen des Zweiten Welkriegs. Nach ihm ist die dem Friedhof nördlich angrenzende Marchandstraße benannt.
Der Friedhof weist noch eine Besonderheit auf: Hier entstand im Jahr 2002 die erste Berliner Begräbnisanlage für fehl- und totgeborene Babys und für Kleinkinder sowie eine Betreuungsintitiative mit professioneller Trauerbegleitung für deren Angehörige. Das Begräbnisareal mit dem Namen Tabea wurde familiengerecht mit Sitzbänken und Buddelkiste für die kleinen Geschwisterkinder gestaltet. Von einer zentral gestellten tröstenden Engelsfigur aus erstrecken sich sternförmig die Grabfelder. Die Tabea-Kinderabteilung wurde vom damaligen evangelischen Bischof Wolfgang Huber feierlich eingeweiht; Schirmherrin war die frühere Senatorin und das langjährige Mitglied der Gemeinde Mater Dolorosa Hannah-Renate Laurien.
Wussten Sie eigentlich, dass der von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt eingerichtete Berliner grüne Hauptwanderweg Nummer 5, der sogenannte Nord-Süd-Weg, der auch am Klosterteich Vom Guten Hirten vorbeiführt, über diesen schönen Friedhofskomplex führt?
Markus Bautsch & Annelen Hölzner-Bautsch